Aus der Serie "Rennbericht von Gilles Roulin": Kampf und Krampf in Kitzbühel
Wie immer folgt im Januar ein Highlight auf das nächste. Konkret geht es von Wengen nach Kitzbühel. Die Hahnenkammabfahrt ist wohl die prestigeträchtigste und sagenumwobenste Abfahrt von allen. Dies ist nicht nur hervorragendem Marketing – was in Kitzbühel zweifelsohne betrieben wird – geschuldet, sondern hängt insbesondere mit der Skibegeisterung des österreichischen Publikums, dem Streckenprofil der Streif und der Art und Weise wie die Strecke präpariert wird, zusammen.
Als Rennfahrer ist es immer ein besonderes Gefühl nach Kitzbühel zu kommen. Alles ist nochmal eine Spur grösser, eine Spur mehr am Limit und auch eine Spur verrückter als an den anderen Weltcup Austragungsorten. Gerade diese Kombination aus Interesse aus aller Welt und der sportlichen Herausforderung führt dazu, dass sich jeder Abfahrer das Wochenende in Kitzbühel ganz dick in seinem Kalender markiert. So wie auch ich dies jeweils handhabe.
Leider ist es im Sport so, dass man nicht jede Woche mit guten Nachrichten aufwarten kann, sondern sich oft auch mit Niederlagen und Enttäuschungen auseinandersetzen muss. Nach zwei tollen Abfahrtsrennen in Bormio und in Wengen ist es für mich an diesem Wochenende in Kitzbühel gar nicht nach Wunsch gelaufen. In der ersten von zwei Abfahrten vom Freitag hatte ich eine fehlerhafte Fahrt und musste zur Kenntnis nehmen, dass 1.71 Sekunden Rückstand im Ziel nicht für eine Klassierung in den ersten 30 ausreichen würden. Ich war sehr frustriert, jedoch auch froh, dass sich bereits am Samstag eine weitere Chance auf eine gute Platzierung bot.
Am Samstag herrschten Schneetreiben und garstige Bedingungen. Die Herausforderung, welche die Strecke an uns Fahrer stellt, wird durch solche äusseren Einflüsse nicht kleiner. Das Problem war, dass es auf dieser verflixten Strecke nicht nur steile, sondern auch sehr flache Abschnitte gibt und genau diese sind mir am Samstag zum Verhängnis geworden. Ich habe die Spur, welche sauber ausgerutscht war, nicht gut getroffen. Dies führte dazu, dass ich in den weichen Schnee hinaus kam, der wie ein Bremsklotz funktionierte, was sich verheerend auf meine Abschnittszeit und die Geschwindigkeit, die ich in der Fläche hatte, ausgewirkt hat. Obschon ich in den technischen Passagen passable Teilzeiten hatte, kam ich mit einem riesengrossen Rückstand ins Ziel.
Äusserst frustriert musste ich feststellen, dass ich in Kitzbühel in diesem Jahr keine Punkte gewinnen werde. Wenn man bereit ist, alles zu geben und dabei auch alles riskiert, ist es sehr schmerzhaft, konsterniert im Ziel zu stehen; im Wissen, dass es wieder ein Jahr gdauert, bis man sich das nächste Mal auf dieser Strecke messen darf.
Die gute Nachricht ist jedoch, dass sich sehr bald schon wieder neue Chancen ergeben und die Saison noch mit einigen Highlights aufwarten wird. In diesem Sinne werden mir meine Fehler helfe, mich zu verbessern und ich ziehe auch aus Niederlagen wertvolle Erfahrungen, die mich weiterbringen.
Neue Woche, neue Chancen
Gilles